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Tender

Der Tender war ebenfalls schon im Rohbau fertig, als ich ihn übernommen habe. Auch da war sich mein Vater nicht sicher, wie er ihn verlöten sollte und hatte Angst vor Verzug und hat ihn deshalb nicht fertig vernietet. Er hatte zwar die Teile mit Lötpaste bestrichen, aber zehn Jahre später war die sicherlich nicht mehr taufrisch. Ich habe mich dann zuerst dem Fahrgestell gewidmet. Die erste Änderung gegenüber dem Plan hatte schon mein Vater gemacht, in dem er die originale Blattfederung mit Ausgleichshebeln eingebaut hat. Nietenzählermäßig Scale konnte ich nicht mehr bauen, aber bis zu einem gewissen Punkt wollte ich das Modell schon originalgetreu machen. Für mich war zum Beispiel klar, dass der Tender - wie das Original schließlich auch - eine Bremse erhalten sollte. Und zwar entweder als Druckluftbremse oder als Handbremse wirkend. Die Handbremse ist dann gleichzeitig die Feststellbremse für die komplette Lok, wie das im Original auch ist. Am einfachsten erstmal ein Übersichtsbild:

Gut erkennt man die sechs Bremsbalken mit den Bremsklötzen. Die grundsätzliche Bremskinematik ist nicht wesentlich anders als bei vierachsigen Güterwagen auch (das findet sich in der Literatur). Das dritte Klotzquartett ist dann einfach hintenangehängt. Es ist zwar nicht für jeden intuitiv verständlich, aber auch wenn vor dem Bremszylinder eine Achse und dahinter zwei gebremst werden, so verteilt sich die Kraft trotzdem durch die Hebel gleichmäßig auf alle drei Achsen bzw. sechs Bremsbalken. Ich habe zwar keinen Plan vom Original, aber ich bin im DB-Museum in Nürnberg unter den Tender der S2/6 gekrochen, da ist das nämlich auch so. Ansonsten die Grundregel der technischen Mechanik: Erst mal freischneiden und Kräfte einzeichnen ...

Die Bremse wird dadurch betätigt, das das Hebelpaar auf der Bremszylinderseite auseinandergedrückt wird. Im Moment ist die Handbremse (das linke obere Gestänge) angezogen, der Kolben im Bremszylinder wird auf den Zylinderboden als Gegenkraft gedrückt. Im Luftbremsbetrieb ist das genau andersherum: Der Bremszylinder drückt nach rechts und das gelöste Handbremsgestänge drückt gegen das Ende des Bremszylinders.

Das Handbremsgestänge:
Vom Bremszylinder aus geht das Gestänge zuerst auf eine senkrechte Welle, die es durch das Bodenblech führt. Unter der Arbeitsbühne befindet sich ein weiterer Umlenkhebel, der die Richtung in die Senkrechte umlenkt, während dann am Ende ein den originalen Gewichtsbremshebeln nachempfundender Betätigungshebel sitzt. Das mit dem Gewicht funktioniert wegen des Quadrat-Kubik-Grundsatzes natürlich nicht, deshalb funktioniert der Hebel nach dem Prinzip eines Kisten(Schnapp-) schlosses, das oben ein klein wenig über den Totpunkt überschnappt - weshalb das Gestänge auch auf Zug statt auf Druck wie im Original wirkt.

Die Teile der Bremse selbst sind relativ simpel gehalten und das Grundprinzip aus Flachstahl und 4 mm Zugstangen habe ich auch etwas verfeinert beim Wagenbau später weiterverwendet. Meine Planzeichnung ist leider nicht ausgearbeitet, denn ich habe nach einem rudimentären Plan gebaut, aber bei Interesse kann ich mich da gerne daransetzen und eine ordentliche Zeichnung anfertigen. Das Grundprinzip sollte man aber aus den Bildern erkennen. Das Fahrgestell selbst wurde auch ein wenig in Richtung Scale aufgemöbelt, das fängt mit einer Nacharbeit an den Löchern der Rahmenbleche an, geht über einen ordentlichen, aus Blech und Winkel genieteten hinteren Querträger (statt einer simplen Stange), Schienenräumer, Rangierergriffe und -tritte, die Verrohrung außen am Rahmen (im Original meines Wissens nach für den automatischen Beladungsausgleich der Bremse), geänderte Achslager mit passenden Deckeln (als einzige Teile sind die mit Resin abgegossen) ... einfach mal die Bilder vergleichen:

Mir war es jedenfalls so originalgetreu genug - die 24 009 hat jetzt ja auch einen geschweißten und keinen genieteten Tenderkasten mehr. Außerdem waren die Grundteile laut Plan ja schon fertig. Der Werkzeugkasten ist jedenfalls im Wittmann-Plan völlig falsch, den musste ich (da schon fertig) auftrennen und stretchen, wie eine Limousine. Ich habe auch leider viel zu gut lackiert, aber das Lokfahrgestell war schon rot glanz, da musste ich weitermachen. Zu dem Zeitpunkt der Bilder ist der Tender auch erst rund 100 Kilometer gelaufen. Es fängt schon an, aber eine echte Dreck/Öl-Patina baut sich jedenfalls so langsam auf, und dann vergeht der Glanz schon.

Die Verrohrung:
Auch so etwas wo der Plan Freiraum für Kreativität ließ. Unter dem Tenderboden liegen insgesamt vier Rohre: eine dicke Saugleitung Ø 8 mm für die Fahrpumpen und den Injektor, eine Druckleitung von der Handpumpe, die Druckluftleitung und ein Führungsrohr für die Elektrokabel, also für die hinteren Laternen und die Stromversorgung. Da ich den linken Luftbehälter für seinen tatsächlichen Einsatzzweck brauchte, kommt der Strom über einen Stecker vom Bedienwagen. Die Injektorsaugleitung habe ich gegenüber den Plänen geändert und nicht über ein eigenenes Ventil geführt. Ein
guter Injektor sollte selbstansaugend sein und außerdem macht das keinen Sinn, wenn man einen Ansaugfilter für die Kolbenpumpen hat, für den Injektor aber nicht. Bei der Gelegenheit habe ich gleichzeitig auch einen Sumpf aus einem ausgedrehten 30er Rundstahl an die Bodenplatte geschweißt, sonst wären die letzten 8 mm Füllhöhe gar nicht entleerbar gewesen. Die Saugleitung teilt sich unter der Vorderachse auf, denn Injektor und Fahrpumpen haben jeweils eine eigene Kupplung. Die Schläuche sind ganz einfache Aquarienschläuche aus dem Baumarkt, nur diagonal über Kreuz mit glasgewebeverstärktem Klebeband umwickelt. Dann überstehen sie sogar zuverlässig die Druckprobe mit 16 bar aus der Handpumpe.

Die Handpumpe habe ich ebenfalls neu in den jetzt vergrößerten Werkzeugkasten hineinkonstruiert, so groß wie möglich. Das hieß 20 mm Durchmesser und etwa 30 mm Hub. Der Betätigungshebel biegt sich um das Laufblech herum und findet abgenommen mit im Kasten Platz. Wie man auf dem Bild von der Unterseite sieht, wäre ein klein wenig kleiner besser gewesen, denn ich hatte Glück, mit den Leitungen überhaupt noch innerhalb des Rahmens herauszukommen und das ging sich mit der Bremsaufhängung gerade so aus. Jedenfalls kann man damit schnell mal was nachpumpen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausfallen.

Der Wasserkasten:
Der Wasserkasten wurde zuerst fertig vernietet und einfach Stück für Stück mit dem Gasbrenner verlötet. Ich habe das mit der Lötpaste übernommen und auch die vor Jahren vernieteten Verbindungen ließen sich noch einwandfrei Löten. Die Dichtheitsprüfung war etwas kompliziert - ich habe den Behälter auf den Kopf gestellt, den Deckel so gut wie möglich abgedichtet und Wasser eingefüllt. Probleme gab es dann nur später mit der Abdichtung zur Bodenplatte und an den unteren Ecknähten, wohl wegen der uralten Lötpaste Der Plan hat eine wesentliche (und berechtigte) Änderung gegenüber dem Original: die beiden Spinde rechts und links der Kohlenrutsche sind nicht original hoch, sondern gekürzt. Original wären sie etwa da wo die Nietenreihe darüber erkennbar ist. Was auch nur Sinn macht, denn nur so kann man halbwegs ordentlich mit der Kohlenschaufel hantieren. Ich habe das aber konsequent fortgeführt, indem ich die Kohlenbretter auch nach hinten verlegt habe, während ich die Kohlenrutsche nach vorne verlängert habe. Da drunter sitzt nämlich mein Wasserstandsanzeiger, der am Ende einer Welle einen Hebel mit einem Schwimmer (Weinkorken) hat. Durch die Verlegung der Injektorleitung ist dann dort auch nichts anderes im Weg. Schaut man sich die Originalfotos an, dann stimmt die Behälter-Oberkante beim Plan auch nicht mit dem Vorbild überein. Hinten über dem Werkzeugkasten steht die Kante praktisch gar nicht über, wohl damit übergelaufenes Wasser ablaufen kann. Rechts und links vom Kohlenkasten dagegen schon. Diese Kanten sind aber aufgedoppelt, was ich mit 0,8er Blechstreifen gelöst habe. Der Übergang zum Kohlenkasten ist dann auch ausgerundet, genauso wie die Ecken des Kohlenkastens eine Diagonalverstärkung haben. Über die Gestaltung der Spinde schweigt sich der Plan natürlich auch aus, ich habe mir dann aus verschiedenen Quellen (360° Panorama der 01 in Bochum, H0-Modell ...) etwas gut aussehendes, originalähnliches erfunden.

Die Treppen und Türen:

Auch etwas Kreativität. Der Winkel mit dem Handlauf (nur ohne den Ring oben) ist aus dem Plan. Daran kamen Messingröhrchen, während an die Türen ein abgewinkelter Draht gelötet wurde. Dann noch eine kleine Feder dazwischen, fertig ist die Türe (in Verbindung mit der zweiten Hälfte am Führerhaus). Man kann damit fahren, nur hängen sich beim Kurbeln an der Steuerung die Führerhaustüren gerne aus. Die Kreativität galt auch für die Gestaltung der Treppen - da sind bei den aktuell erhaltenen 24 009 und 24 004 verschiedene Varianten im Einsatz, auch was die Farbe betrifft. Die ursprünglichen Exemplare sind in den 70 Jahren wohl schon ein paar mal weggerostet ... und wenn sie rot ist, ist sie im Betrieb schnell zumindest unten sehr schwarz. Für die Treppe musste auch das Bodenblech weiter ausgeklinkt werden. Zum Abschluss noch zwei Bilder, einmal eine “Explosionszeichnung” des Fahrgestells und der zum Lackieren vorbereitete Wasserkasten in Messing roh:

Als dann ein funktionierender Wasserspender fertig war, wurde schnell ein Prüfstand zusammengezimmert und weiter ging es mit der Erprobung.